Nomio
Gründerin von Jurtenleder
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RATGEBER
Was ist Naturleder?
Nomio
08. Januar 2022 | Lesezeit 3 Minuten
Naturleder ist ein wundervoller und vielseitiger Rohstoff, der mit dem Großteil des weltweit erzeugten Leders bis auf seinen Ursprung nur wenig gemeinsam hat. In diesem Beitrag wollen wir das Thema Naturleder etwas näher beleuchten und einige wesentliche Fragen klären.
Inhalt
Was ist Naturleder?
Naturleder ist Leder, welches unter besonders nachhaltigen und ressourcenschonenden Bedingungen produziert wird. Meist wird der Begriff “Naturleder” in Verbindung mit pflanzlich bzw. vegetabil gegerbtem Leder verwendet. Bei dieser Form der Lederherstellung erfolgt die Haltbarmachung / Konservierung der Lederhäute durch die Nutzung natürlicher bzw. pflanzlicher Gerbstoffe, sogenannter Tannine. Typische Lieferanten dieser Gerbsubstanzen sind Mimosa, Quebracho oder auch Eiche und Fichte. Jede Gerbsubstanz verleiht dem Naturleder unterschiedliche Eigenschaften. Deshalb werden je nach angestrebtem Zielprodukt und regionaler Verfügbarkeit unterschiedliche Pflanzenstoffe für die Herstellung des Leders genutzt.
Andere Begriffe für diese Lederart sind Bioleder, Ökoleder bzw. pflanzlich oder vegetabil gegerbtes Leder.
Ist Naturleder echtes Leder?
Naturleder ist echtes Leder. Gegenüber dem Großteil des weltweit gehandelten Echtleders weist Naturleder allerdings einen signifikanten Unterschied in der Produktion auf. Während etwa 90 % des heutigen Echtleders chemisch durch den Einsatz von Chromsalzen gegerbt wird, so entsteht Naturleder durch die Gerbung mit natürlichen Gerbstoffen aus Hölzern, Rinden, Kernen und Schalen. Dieser Vorgang ist deutlich zeitaufwendiger, was die höheren Produktionskosten von Naturleder erklärt. Während pflanzliche Gerbung mindestens 10-12 Tage in Anspruch nimmt, so bedarf die effiziente Chromgerbung lediglich 2-3 Tage. Das ist auch der Hauptgrund, warum heute kaum Naturleder im Handel erhältlich ist.
Allerdings besitzt Naturleder ganz eigene Eigenschaften und vereint verschiedene Vorteile.
Eigenschaften von Naturleder
Naturleder besitzt gegenüber chemisch gegerbten Ledern einen höheren Gerbstoffanteil. Das Leder ist dadurch derber und auch schwerer. Die verwendete Mixtur an gerbsubstanzen beeinflusst maßgeblich die späteren Eigenschaften des Leders. Während Gerbstoffe aus Mimosa das Leder leicht rötlich machen, so sorgt bspw. Quebracho für einen derben Griff. Vor allem die Gerbung mit Hölzern und Rinde sorgt für einen angenehm milden Lederduft. Das spätere Erscheinungsbild des Naturleders kann also durch die verwendete Gerbmischung entscheidend geprägt werden.
Naturleder ist ein Naturprodukt, das Variationen unterliegt. Vor allem bei Naturleder aus dem Narbenspalt (Full-Grain) ist das Leder durch farbliche Variationen und natürliche Makel gekennzeichnet. Hierzu zählen ein unregelmäßiges Porenbild, kleinere Kratzer oder Narben. Diese sind allerdings weniger als Mangel zu verstehen, sondern als Beleg des natürlichen Ursprungs.
Naturleder nimmt die spätere Farbe sehr unterschiedlich an, was zu einzigartigen Farbprofilen führt. Naturleder reift mit der Zeit, dunkelt nach und entwickelt eine wunderschöne Patina. Das ist der wesentliche Unterschied zum Hochleistungsprodukt Leder, das heute den Markt dominiert. Gleichzeitig ist dies der Hauptgrund, warum Lederliebhaber diesem Rohstoff verfallen.
Von welchem Tier stammt Naturleder?
Naturleder kann aus fast jeder Tierhaut hergestellt werden. Typisch ist Naturleder von Rindern, Ziegen oder Schafen. Ebenso ist Naturleder von Schweinen oder Yaks zu finden.
Vorteile von Naturleder
Der Großteil des heutigen Leders ist weniger ein Naturprodukt als ein Hochleistungserzeugnis – perfekt zugeschnitten für den Anwendungszweck. Dabei ist der Ursprung des Leders natürlich, das Leder allerdings weniger. Naturleder zielt in eine andere Richtung. Der natürliche Charakter des Rohstoffs soll gewahrt und bewusst hervorgehoben werden. Naturleder steht für ein Erzeugnis natürlichen Ursprungs, das mit der Zeit reift und eine Geschichte erzählt.
Zudem wird bei der Lederherstellung auf den Einsatz von Chemikalien weitestgehend verzichtet. Dies ist gesünder für den Endkunden als auch für die Umwelt des Produktionslandes sowie die Mitarbeiter*innen in den Produktionsstätten.
Nachteile von Naturleder
Der größte Nachteil liegt in den höheren Produktionskosten und dem damit erhöhten Endkundenpreisen. Zudem ist das Material bei gleicher Dicke etwas schwerer, was Einfluss auf das Gewicht von Taschen und Rucksäcken nimmt. Die Gestalt des Leders wandelt sich mit der Zeit. Was für Lederliebhaber der Hauptgrund für Naturleder ist, kann sich auch negativ auf die Wahrnehmung eines Produktes auswirken – nämlich dann, wenn eine farbliche Reifung des Lieblingsstücks nicht gewünscht ist.
Häufig wird propagiert, dass pflanzliche Gerbung deutlich mehr Rohstoffe verbraucht als Chromgerbung. Das bezieht sich sowohl auf Wasser, den Verbrauch von Gerbsubstanzen als auch Energie in Form von Strom. Verschiedenen Studien ist jedoch zu entnehmen, dass hier weniger die Art der Gerbung als vielmehr das Gesamtkonzept der Gerberei entscheidend ist, vgl. Laurenti et al (2016). Um zu bewerten, ob ein Leder nachhaltig erzeugt wird und als Naturleder verstanden werden kann, muss der Gesamtprozess transparent und so nachhaltig wie möglich gehalten sein.
Wie kann man Naturleder erkennen?
Naturleder ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, da Leder heute beliebig prozessiert werden kann. Die Produktion von Leder umfasst selten weniger als 20 Arbeitsgänge zur Haltbarmachung, Beeinflussung des Griffs sowie der Oberflächenbeschaffenheit und Optik. Entscheidend für die Identifikation von Naturleder sind transparente Produktion und Rückverfolgbarkeit. Es gibt jedoch einige Indikatoren zur Identifikation von hochwertigem Naturleder. Diese beziehen sich primär auf Glattleder:
- Unregelmäßiges Porenprofil mit kleineren Makeln, wie Kratzern oder Vernarbungen, Mückenstichen
- Farbvariationen und Farbnuancen im Leder
- Natürlicher Duft
- Leicht rötlich bis bräunliche Farbe des ungefärbten Naturleders
Um wirklich sicher zu sein, muss man sich über Produktionsbedingungen und Ursprung des Leders informieren.
Bewertungsmaßstab für Naturleder
Einige Hersteller benutzen den Begriff “Naturleder” einfach als schöneres Synonym für pflanzlich gegerbtes Leder – leider ohne wirklich transparente Darlegung des Ursprungs und der Produktion. Pflanzliche Gerbung selbst kreiert noch kein Naturleder. Ist die Produktion nicht transparent sind Massentierhaltung, schlechte Arbeitsbedingungen in Niedriglohnländern oder Kinderarbeit nicht auszuschließen.
Wir denken, dass dies nicht reicht und echtes Naturleder einen großen Schritt weiter gehen muss. Es gilt den natürlichen Ursprung zu wahren. Dies setzt einen natürlichen Ursprung voraus. Deshalb setzen wir auf:
- Weidetiere aus der mongolischen Steppe, Tiere der mongolischen Nomaden
- Full-Grain-Leder, pflanzlich gegerbt und in der Mongolei erzeugt sowie verarbeitet
- Handgefertigte Einzelstücke mit Direktbezug aus kleinen Manufakturen, zu denen wir einen persönlichen Kontakt pflegen
- Investition in Klimaprojekte, um der Natur etwas zurückzugeben